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Die Provinz Misiones liegt am nordöstlichen Zipfel von Argentinien und ragt in die Länder Brasilien und Paraguay hinein. Die Nähe der beiden tropischen Länder spürt man auch an der Vegetation. Sie ist hier üppig wie kaum anderswo im Land, und Urwälder mit Palmen und allerlei subtropischen Gewächsen bestimmen das Bild. Auch die rötlich gefärbte Erde und die anders als in den Nachbarprovinzen hügelige bis bergige Landschaft geben der Region einen sehr eigenen Charakter. Mit den Wasserfällen von Iguazú besitzt die Provinz eines der großen touristischen Highlights des Landes.
Zwar wurden im 20. Jahrhundert mehr als die Hälfte der ursprünglichen Wälder für landwirtschaftliche Zwecke abgeholzt. Doch seit den 1980er Jahren hat sich der Bestand stabilisiert und wieder erholt, denn die Abholzung wird inzwischen streng kontrolliert, nur bei Vorliegen guter Gründe erlaubt und gegebenenfalls per Aufforstung ausgeglichen. Ein Blick auf ein aktuelles Luftbild zeigt, dass die Situation um Längen besser ist als in den angrenzenden Regionen Paraguays und Brasiliens - aber auch als in den Provinzen Zentralargentiniens. Der Boden ist anders als etwa im Amazonasgebiet für die dauerhafte Landwirtschaft geeignet, so dass diese behutsame Nutzung sinnvoll erscheint. Besonders das Nationalgetränk Yerba Mate wird in dem warmen Feuchtklima angebaut.
Die Bevölkerung präsentiert sich multikulturell. In einigen Bezirken wohnen zahlreiche Nachkommen der Guaraní, teilweise noch in traditionellen Walddörfern. Misiones hat außerdem eine der kosmopolitischsten Einwandererbevölkerungen Argentiniens. Nicht nur aus fast allen Staaten Europas, sondern auch aus Asien und dem Nahen Osten siedelten sich Migrantengruppen an. Die Stadt Oberá etwa hat über 40 „Heimatvereine“ von Einwanderergruppen aus aller Welt. Besonders viele Deutschstämmige haben sich in der Provinz niedergelassen, vor allem rund um die Städte Monte Carlo, Puerto Rico, Eldorado und Oberá.
Höhenangst bitte hinten anstellen: Der "Teufelsrachen". Foto: Tencho / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0
Die Wasserfälle von Iguazú sind die bekannteste Attraktion der Provinz und eines der Hauptreiseziele Südamerikas. Sie liegen nahe des Dreiländerecks zwischen Brasilien und Argentinien und sind die wasserreichsten und ausgedehntesten der Welt. Ihre besondere Attraktion ist ihre Lage in einem subtropischen Regenwaldgebiet, das heute als Nationalpark unter strengem Schutz steht. Auch außerhalb des Nationalparks Iguazú ist der ursprüngliche Wald im nördlichen Drittel der Provinz in großen Teilen unberührt und wird auch in den Reservaten Urugua-I und Yaboti geschützt.
Ausgangspunkt für Wasserfälle und Nationalpark Iguazú ist die Stadt Puerto Iguazú, die sich dank des Tourismus und dem Handel mit den Nachbarländern zu einer prosperierenden Mittelstadt mit mehr als 50.000 Einwohnern gemausert hat und einen Flughafen sowie eine exzellente Hotel- und Gastronomie-Infrastruktur bietet. Der Park selbst ist oft sehr gut besucht; die Haupt-Wanderwege, die sich bis auf wenige Meter den Fällen nähern, werden oft von Tausenden Besuchern gleichzeitig genutzt. Naturfreunden bieten sich abseits der Hauptrundgänge auch einsamere Ecken für Trekking-Touren.
Empfehlenswert ist ein Abstecher auf die brasilianische Seite des Río Iguazú, wo beeindruckende Panoramablicke der Fälle hervorragende Fotomotive abgeben. Viele Besucher verbinden einen Besuch der Wasserfälle auch mit einem Einkaufstrip in das brasilianische Foz do Iguaçu und die zweitgrößte Stadt Paraguays Ciudad del Este. Für weniger Konsumfreudige interessanter ist wohl der Staudamm Itaipú am Paraná zwischen Brasilien und Paraguay, bis heute das leistungsfähigste Wasserkraftwerk der Welt.
Moderne Provinzhauptstadt: Posadas. Foto: Ezequiel12096 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0
Der Westen der Provinz ist die am dichtesten besiedelte Region von Misiones. Die Hauptachse ist die heutige Ruta Nacional 12, die mit einigen Kilometern Abstand am Río Paraná entlangführt und die Hauptstadt Posadas mit Iguazú verbindet. Dort hat sich ein Städteband herausgebildet, das drei Viertel der Einwohner der Provinz ballt.
Posadas, die Provinzhauptstadt, liegt im Süden an den letzten Ausläufern des Yacyretá-Stausees am Paraná. Die Stadt wirkt heute größer, als es die 275.000 Einwohner erahnen lassen könnten, und besitzt besonders im Norden eine der beeindruckendsten Skylines Argentiniens, die etwas an Rosario erinnert. Im Sommer locken einige Badestrände, die schön am Stausee angelegt wurden. Im Zentrum dominiert moderne Architektur, nur vereinzelt schimmert etwas Gründerzeitarchitektur durch. Eine Brücke verbindet Posadas mit Encarnación in Paraguay.
Nordöstlich von Posadas zieht sich die Ruta 12 durch das zwischen Wald und Mate-Plantagen wechselnde Hügelland. Hier findet der Besucher alle dreißig Kilometer eine größere Stadt vor. Die größte ist die ursprünglich deutsche Gründung Eldorado mit knapp 80.000 Einwohnern, die sich an einer Querstraße vom Paraná bis weit hinein in den Regenwald hineinzieht; daneben sind Puerto Rico, Montecarlo, Jardín América und die Doppelstadt Wanda-Puerto Esperanza von Bedeutung. An Attraktionen ist die Region reich. Bei Wanda findet sich Argentiniens bekannteste Fundstätte von Halbedelsteinen, Touren werden von Iguazú aus angeboten. Ebenfalls sehenswert sind die Ruinen der beiden Jesuitenmissionen San Ignacio Mini und Santa Ana nahe Posadas.
Das Biosphärenreservat Yaboti. Foto: Phillip Capper from Wellington, New Zealand / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0
Die südöstlichen zwei Drittel von Misiones sind vergleichsweise dünn besiedelt und noch sehr waldreich. Auch hier gibt es eine Entwicklungsachse: die Ruta Nacional 14, die sich durch den zentralen Bereich von Misiones hindurchzieht. Dort finden sich mit Oberá, Leandro N. Alem, Aristóbulo del Valle und San Vicente vier größere Städte in einer von der subtropischen Landwirtschaft und dem Mate-Anbau geprägten Gegend. Oberá ist die zweitgrößte Stadt der Provinz und zählt zu den multikulturellsten Orten Argentiniens, während Alem besonders bekannt für seine Weihnachtsfeierlichkeiten mit Umzügen und opulentem Straßenschmuck ist.
Je weiter man sich von dieser Achse entfernt, um so einsamer wird es. Im Osten befinden sich die für Naturfreunde größten Attraktionen: die beiden Resevate Yaboti und Moconá. Letzteres ist bekannt für die gleichnamigen Wasserfälle am Río Uruguay. Diese besitzen einen ganz anderen Charakter als die Iguazú-Fälle; sie sind deutlich flacher, aber auch breiter. Die beiden Naturschutzgebiete sind bisher wenig vom Tourismus überlaufen und bieten schöne Wanderwege inmitten unberührter subtropischer Wälder und idyllischen, behutsam genutzten Kulturlandschaften. Ganz im Nordosten befindet sich mit Bernardo de Irigoyen die östlichste Stadt Argentiniens, die fast nahtlos in ihre brasilianischen Schwesterstädte Dionísio Cerqueira und Barracão übergeht - in Argentinien hat eine derartige grüne Grenze Seltenheitswert.
San Ignacio Miní, die am besten erhaltene Jesuiten-Ruinenstadt. Foto: LucasLehmann8 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0
Oberá: Polnisches Haus im Park der Nationen. Foto: Loco085 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0
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